die Hälfte des Jahres ist vorbei und der größte Teil der Radsport- bzw. Rennsaison ist für mich zumindest auch geschafft. Meist lief es recht ordentlich, obwohl sich die Erfolge wie vor der Coronazeit nicht so einstellten, aber das war zu erwarten. Ich wollte nach zwei sportlich sehr beschaulichen Jahren mit 5 Rennen in 2020 und 3 Rennen im letzten Jahr nochmal eine anständige Rennsaison bestreiten und dann meine internationale Karriere im Paracycling beenden und da spielten Erfolge oder Misserfolge, im Vorfeld keine Rolle und auch meine neue Hüfte, die ich im Dezember 2020 bekam, machte nicht den Eindruck, als ob ihr das was ausmachen würde und dieser gehts bis heute recht gut und wir ergänzen uns perfekt.
Das Training zu Beginn des Jahres versuchte ich an der Anzahl der Einheiten und auch in der Kilometerleistung wieder auf das frühere Niveau zu steigern und da war ich im Januar noch auf einem guten Weg. Leider verstarb aber Anfang Februar mein Papa und das brachte meine sportlichen Pläne etwas durcheinander. Es versteht sich, dass es in so einem Fall viel zu organisieren und zu erledigen gibt, das hat Vorrang vor vielem, der Sport und Spaß steht da hinten an und über knapp 2 Monate habe ich im Anschluss nur sehr wenige Vorgaben von meinem Trainingsplan erfüllt. Ich habe zwar mit dem Landeskader vom BVS Bayern die Trainingslehrgänge in Gran Canaria und auf Mallorca absolviert, aber meine erwarteten Trainingskilometer hatte ich nach 4 Monaten nicht auf dem Tacho.
Die anstehenden Rennen ab Ende April fuhr ich trotzdem so gut es ging. Beim Landshuter Straßenpreis konnte ich in der C1/2 Klasse mit Platz 3 eine ordentliche Platzierung einfahren und das war ein gutes Rennen zum Start, aber es waren auch nur Sportler aus dem nationalen Bereich am Start. Beim Zeitfahren in Weiden Tags darauf fuhr ich auf Platz 4 und war dabei auf der knapp 18km langen Strecke um 3sec. zu langsam für das Podest.
Bei den Weltcuprennen Mitte Mai in Ostende/Belgien und eine Woche später in Elzach/Schwarzwald lief es ähnlich. Die Straßenrennen bestritt ich jeweils in der Verfolgergruppe der Rennspitze und kam am Ende nach den Schlusssprints auf Rang 8 in Ostende und auf Platz 6 in Elzach, mehr war auch nicht möglich. Beim 20km langen und flachen Zeitfahren in Ostende konnte ich mit Platz 7 und nur 10sec Abstand zu Platz 4 zufrieden sein, aber die Wattleistung gab auch nicht mehr her. So wars auch beim 18km Bergzeitfahren in Elzach, zu wenig Leistung, vergleichbar zu 2019 einfach schwach.
Anfang Juni bei der DM in Köln hätte es besser laufen können, aber schon das Zeitfahren endete nach knapp 12min. "fast katastrophal". Eine Familie kam mir, wie aus dem nichts, in den Weg, die Frau fuhr mit dem MTB und der Mann neben ihr lief ganz entspannt mit dem Babyjogger auf der gesperrten Rennstrecke, ich konnte der Frau noch ausweichen, aber den Mann, der an der Mitte der Straße unterwegs war, fuhr ich mit etwa 40km/h frontal in den Rücken. Der Mann stürzte nach vorne auf den Kopf und hatte eine klaffende Platzwunde auf der Stirn und ich lag mit Materialbruch und Nackenschmerzen am Boden. Glücklicherweise war das Baby und die Frau unverletzt, der Mann hatte dem Anschein nach keine weiteren Verletzungen, aber die Sorgen und Gedanken in meinem Kopf, nur um den Hergang des Unfalls reichten um vieles aus, dass ich beim Straßenrennen am Sonntag nicht antrat. Die "Geschichte" ist noch nicht abgeschlossen und kann sich auch noch in die Länge ziehen, mir gehts dabei auch am wenigsten um jegliche Kosten, mein Wunsch ist, dass der verunfallte Jogger keine weiteren und bleibende Schäden davonträgt und bald wieder voll genesen ist.
Die Tage danach waren nicht leicht, aber was die Zeit seit Ende Mai versüßte ist unser Enkel Levi, der verändert das Glück der Welt und ich kann es kaum beschreiben welch Gefühl einem da widerfährt.
Dann, nach 2 Wochen etwas mehr Ausdauertraining und längeren Einheiten ging es am 18.6. nach Südtirol an den Reschensee zum Startort der Tour Transalp 2022. Eigentlich war dieses Event schon 2020 auf dem Plan von mir und meinem Spezl und Teampartner Wolfgang Sacher gestanden, aber die Veranstaltung wurde durch die Coronapandemie immer wieder Abgesagt. Dieses Jahr nicht und die Planungen wurden seit Dezember vorangetrieben. Selbstorganisiert mit eigenem Betreuer und mit Begleitfahrzeug und startend für das Team SANO Famiglia, war unser Teamname auch die Devise und gab unserem Vorhaben den passenden Vorsatz. 7 Etappen über 620km und fast 16000Hm galt es zu schaffen und da waren Pässe der Ofenpass und das Stilfserjoch auf der 2.Etappe schon der erste Gradmesser und diese Etappe hatte es wahrlich in sich. Schon 8km vor der Stilfser-Überfahrt war ich dem Ende nahe, aber das Ziel "musste" erreicht werden und da kam der Teamgedanke erstmals zur Geltung, Wolfgang versorgte mich und motivierte mich über den Gipfel. Der Respekt vor den schweren Etappen war täglich vorhanden und obwohl die 2.Etappe schon arg Kräfte gekostet hat, ging es auf den verbleibenden fünf Etappen immer recht gut. Das vierte Teilstück bei starkem Regen und Kälte, dann noch über den 12km langen und sehr steilen Mortirolo (immer 10-18%) war grenzwertig, aber wurde auch geschafft. Leider gab es auch einige schwere Stürze und dem wollten Wolfgang und ich auf alle Fälle entgehen und wir hatten auch das Glück, sturzfrei das Ziel in Arco zu erreichen. Zwar mussten wir zwei kleinere Defekte, einen Plattfuß und einen Bremsseil riss bei Wolfgang beheben, aber mit diesem Zeitverlust konnten wir Leben. Am Ende war es eine tolle, anstrengende, aber auch lehr- und erlebnisreiche Tour Transalp, die wir unter dem Motto unseres Teams "SANO Famiglia-gemeinsam stark", gelebt haben und optimal umsetzen konnten.
In der weiteren Saison werde ich, wenn sich mein Zeitfahrrad wieder vollends reparieren lässt, noch bei kleineren nationalen Rennen in der Region starten, aber beim Weltcup und bei der WM in Kanada bin ich nicht dabei. Langweilig wird´s mir aber sicher nicht. Mit dem RC Vilsbiburg gibts noch schöne Vereinsfahrten und RTF Teilnahmen und mit dem ESC Aham bin ich bei Eisstockturnieren dabei, da waren wir beim letzten Turnier in Vilslern mit dem 2.Platz schon recht erfolgreich und sind demnächst bei der Kreisligameisterschaft am Start. Zum 50 jährigen Jubiläum des ESC nehmen wir dann Mitte August den Weltrekord im Dauerstockschießen (über 40Std.) in Angriff und bei dieser Herausforderung bin ich gerne dabei. Zusätzlich stehen auch noch einige Vorträge an Schulen und in den Unternehmen von meinen Sponsoren für die Mitarbeiter von der Fa. Adito und den Auszubildenden von der Fa. Flottweg an. Es gibt genügend zu tun und natürlich gehe ich auch sehr gerne den Aufgaben als Opa nach, denn dieses "Glück" pflegen und genießen wir regelmäßig und so oft es möglich ist.